Sparmassnahmen im Bildungswesen prägten die politischen Diskussionen und Berichterstattungen der letzten Monate, denn die Auswirkungen des Sparpakets der Zuger Regierung kommen immer mehr zum Vorschein. Ähnlich ging oder geht es auch in anderen Kantonen zu und her. 18 von 21 Deutschschweizer Kantone haben in den Jahren 2013–2018 Sparmassnahmen in der Bildung geplant oder bereits realisiert.
Der Lehrerdachverband geht von rund 180 Millionen Franken Bildungsabbau aus. Hinzu kommen Einsparungen auf kommunaler Ebene. Dabei gehen die Kantone ähnlich vor. Entweder werden Gelder direkt im Unterricht mit grösseren Klassen, durch Streichung von Freifächern oder zeugnisirrelevanten Lektionen eingespart, oder dann beim Personal mit Pensenreduktionen oder Verschlechterungen bei Löhnen und Sozialleistungen. Alles Bereiche, die bekanntlich einen hohen Einfluss auf die Unterrichtsqualität haben. Deshalb müssen diese Sparbemühungen sehr kritisch hinterfragt werden.
Als Bildungspolitiker und Lehrperson nervt mich aber die Kommunikation der Regierung noch fast mehr, als die Einsparungen selber. Beispielsweise wurde kommuniziert, dass die Maturitätsquote auf 20 Prozent gesenkt werden sollte, um die Sekundarschule und den Berufsweg zu stärken. Aber eigentlich geht es primär darum, mehr Jugendliche an den Volksschulen zu unterrichten und dadurch Personalkosten einzusparen. Anders als bei den Gymnasien tragen nämlich die Gemeinden die Kosten für die Sekundarschule – und werden mit einer Normpauschale vom Kanton teilsubventioniert.
Trotz unglücklicher Kommunikation des Regierungsrats müssen wir uns aber Gedanken über die Entwicklung der Kantonsschule machen. Eine derart hohe Gymnasialquote, wie sie zum Beispiel unsere Nachbarländer kennen, ist schlecht. Das duale Bildungssystem ist eine gute Sache und muss aus meiner Sicht dringend mehr Lobbying erhalten. Gleiches gilt für die Berufsmaturität.
Ich sehe nicht nur Schulleitungen, Lehrpersonen und das Gewerbe, sondern auch den Kanton in der Pflicht. Wenn wir über die Kantonsschule diskutieren, müssen wir auch hinterfragen, warum der Anteil Knaben an den Kantonsschulen stark abgenommen hat.
Als ich die Matura machte, war die Zeichnungsnote gleich viel Wert wie Chemie, Biologie und Physik zusammen. Als naturwissenschaftlich «bescheidener » Schüler freute mich das natürlich. Im Grunde war das jedoch ein ziemlicher Schwachsinn, der inzwischen etwas korrigiert wurde. Dennoch bleibt die Matura für sprachlich schwächere und naturwissenschaftlich stärkere Schüler eine Hürde.
Eine künstliche Quote erachte ich aber grundsätzlich für falsch, egal bei welchem Prozentwert diese auch immer liegen mag. Noch ungünstiger finde ich den Vorschlag einer Kantonsratskollegin, wieder eine Prüfung für den Übertritt ins Gymnasium einzuführen. Ein Blick nach Zürich zeigt nämlich eindeutig die Nachteile dieser Selektionsmethode. So boomen dort beispielsweise Vorbereitungskurse von Privatanbietern.
Extracoaching und Zusatzkurse werden immer mehr zum Standard und somit fast unabdingbar, um den Sprung ins Gymnasium zu schaffen. Das Nachsehen haben Kinder aus Familien, die sich solche Kurse nicht leisten können. Folglich wird der Eintritt ins Gymnasium in Zürich immer mehr eine Frage des Portemonnaies und weniger der persönlichen Fähigkeit. So etwas darf in unserem Kanton nicht passieren.
Je mehr Heranwachsende eine solide Ausbildung erhalten, desto stärker profitiert auch unser Kanton. Oder mit Kennedys Worten: «Es gibt nur eins, was auf die Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung.»
Zari Dzaferi, SP-Kantonsrat, Mitglied der Bildungskommission