Warum Bewährtes abschaffen?

23. Februar 2012

Leserbrief von Eusebius Spescha zu den Noteninitiativen, 23. 2. 2012

“Zahlen und Statistiken sind nur bedingt aussagekräftig,” sagte FDP-Kantonsrätin Cornelia Stocker am 23. Februar 2012 im Kantonsrat. Recht hat sie. Wir alle wissen es und haben entsprechende Erfahrungen gemacht, Noten in Zahlen sind nur beschränkt aussagekräftig. Eine 5 war noch nie genau eine 5 und wird auch nie genau eine 5 sein. Es ist für mich deshalb nicht nachvollziehbar, wieso dieses Notensystem plötzlich so hochgelobt wird, dass es im Gesetz oder sogar in der Verfassung verankert werden soll.

Im Kanton Zug wurde in den letzten Jahren mit viel Aufwand ein überzeugendes System von Beurteilen und Fördern eingeführt. Die Kinder erhalten in allen Bereichen, auch bei den schulischen Leistungen, differenzierte Rückmeldungen. Wer das als Lehrperson oder Elternteil schon mitgemacht hat, weiss, dass dies gar nichts mit Kuschelpädagogik zu tun hat. Diesen durchdachten und gut eingeführten Ansatz abzuschaffen und durch ein schlechteres Konzept zu ersetzen, wäre sicher kein Beitrag an eine gute Volksschule. Abgesehen davon ist auch die Wiedereinführung von Noten ab 1. oder 2. Klasse eine Reform. Dabei betonen die Initianten immer wieder, in der Schule werde zuviel reformiert.

Etwas Bewährtes abzuschaffen, ist unsinnig. Stimmen Sie deshalb 2 mal NEIN. Übrigens, Cornelia Stocker ist richtig zitiert, allerdings bezog sich ihre Aussage nicht auf Schulnoten.

Leserbrief zu den Noteninitiativen, Eusebius Spescha, 23. Februar 2012