Vaterschaftsurlaub

von Rupan Sivaganesan, 24. Oktober 2017

Der Bundesrat lehnte am vergangenen Mittwoch den Vaterschaftsurlaub, welcher zwanzig Tage Urlaub verlangt sowie dessen Gegenentwurf ab. Um es mit den treffenden Formulierung der Medien wiederzugeben: „vier alte Männer bodigen den Vaterschaftsurlaub“! Somit bleibt die Schweiz nach wie vor das europaweit einzige Land, das weder den Vaterschafts- noch den Elternurlaub kennt. Männer erhalten aktuell wenn es um die Kinder geht, gemäss dem derzeit geltenden Bundesgesetz, einen Tag Urlaub, dies ist vergleichbar mit der Zeit, die das Gesetz für einen Umzug oder die Hochzeit vorsieht!

Der vom Bundesrat angeführte Hauptpunkt für die Ablehnung sind die entstehenden Kosten: Berechnungen des BR zufolge würde der Vaterschaftsurlaub 420 Millionen Franken pro Jahr kosten. Gleichentags stellte der BR aber eine Milliarde Franken für die Olympischen Winterspiele von 2026 in Aussicht…

Meiner Meinung nach ist dies nicht mehr zeitgemäss. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist heute ein drängende Herausforderung in unserer Gesellschaft, sowohl für die Frauen wie auch für die Männer. Kinderbetreuung ist längst nicht mehr nur Frauensache. Paare nehmen heute gemeinsam die „Ernährer“- Rolle und die finanzielle Verantwortung für eine Familie wahr!

Gemäss einer Studie von Pro Familia wünschen sich 90 Prozent der Männer mehr Zeit und Flexibilität, um für ihre Kinder da zu sein. Junge Väter wollen von Beginn an Verantwortung für das Familienleben übernehmen. Immer mehr Frauen wollen nach der Geburt schnell in den Berufsalltag zurück und wieder einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Diese Tatsache entschärft auch den Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt. Es lohnt sich finanziell, wenn Frauen schneller wieder erwerbstätig sind: im Alter oder bei einer allfälligen Trennung sind sie dadurch weniger auf Ergänzungsleistungen oder auf Sozialhilfe angewiesen.

In den letzten 10 Jahren wurden im Parlament über 30 Vorstösse zu Vaterschafts- oder Elternurlaub diskutiert und abgelehnt. Ich hoffe, der Souverän wird beim erneuten Vorstoss nun zeitgemäss – auch im Hinblick auf die Väter – einlenken.

Rupan Sivaganesan
SP Kantonsrat Zug

Rupan Sivaganesan

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