Sollen Fallpauschalen fallen?

14. Juni 2015

Es ist ein redliches Ziel, die Kosten unseres Gesundheitssystems in den Griff zu bekommen. Allerdings nicht zu jedem Preis.

Die vor drei Jahren eingeführte Fallpauschale für Spitalaufenthalte gibt gemäss Medizinerinnen und Medizinern falsche oder negative Anreise. So ist eine Zunahme von Operationen festzustellen, welche aus medizinischen Gründen nicht immer notwendig sein sollen. Auch werden Patientinnen und Patienten rasch wieder aus dem Spital entlassen, nach Hause oder in Reha-Institutionen, mit grösserem Kostenanteil der Patienten. Jeder zusätzliche Tag, den eine Patientin im Spital verbringt, schmälert den Ertrag, da er der Krankenkasse eben nicht in Rechnung gestellt werden kann. Der Patient oder die Patientin wird zur finanziellen Belastung und muss möglichst schnell wieder entlassen werden.

Die Gesundheit ist ein kostbares Gut. Wir möchten alle gerne lange leben, und zwar so gesund wie möglich. Da die wenigsten von uns eine medizinische Ausbildung genossen haben, sind wir auf guten ärztlichen Rat angewiesen. Wir wollen unserem Arzt und unserer Ärztin vertrauen dürfen. Er soll eine Diagnose stellen und die entsprechende Behandlung durchführen, ohne von äusseren Faktoren wie eben falschen oder falschgeleiteten Anreizen durch die Fallpauschale geleitet zu werden. Der Mensch soll im Zentrum stehen, seine Genesung – und nicht falsch geleitete Optimierungsversuche.

Man möchte gerne an die heile medizinische Welt glauben. Die Realität zeigt leider, dass dem nicht immer und überall so ist. Meine Erfahrungen im unmittelbaren persönlichen Umfeld – nicht im Kanton Zug! – haben mich eines Besseren, oder wohl in diesem Fall eher Schlechteren, gelehrt und auf den harten Boden der Tatsachen geführt. Ohne Rücksprache mit der Familie wurde bei älteren Personen eine suboptimale, aber wohl billigere Variante der Operation gewählt (in zwei Spitälern in verschiedenen Kantonen). Die Verlegung erfolgte in einem Fall zum Schaden des Patienten (zu früh und auf völlig ungeeignete Art und Weise). Ich hatte insbesondere den Eindruck, dass Patienten jenseits der 80 nicht mehr die gleich gute Behandlung erhalten, auch wenn sie allenfalls bereit wären, die Mehrkosten für eine andere Operationsart selber zu bezahlen. Es wird einem gar keine Wahl gelassen. Das ist nicht richtig. Das ist nicht der Sinn einer korrekten Gesundheitsversorgung, wie die Schweiz sie haben sollte.

Es bleibt ein redliches Ziel, die Kosten unseres Gesundheitssystems in den Griff zu bekommen. Aber dies darf nicht auf „Kosten“ der Gesundheit unserer Bevölkerung gehen, vor allem der Seniorinnen und Senioren. Das haben sie nicht verdient.

Christina Bürgi Dellsperger
SP Kanton Zug
Nationalratskandidatin