Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht. Zum Stadttunnel.

von Zari Dzaferi, 20. Dezember 2014

Immer häufiger werde ich gefragt, wie ich zum Stadttunnel stehe. Daher widme ich die paar Zeilen, die ich im aktuellen Jahr in der «Neuen Zuger Zeitung» zur Verfügung habe, dem Jahrhundertprojekt. Diesen Namen verdient die Vorlage «Stadttunnel Zug mit Zentrum Plus» allemal. Einerseits ist sie in einem jahrzehntelangen Prozess entstanden. Anderseits kostet sie unvorstellbar viel Geld. Im Laufe des Prozesses sind die Kosten nämlich von ursprünglich 600 Millionen Franken auf gerade unter 1 Milliarde Franken angestiegen. Nicht umsonst ist es das grösste Bauvorhaben der Zentralschweiz.

Doch was passiert mit dem Stadttunnel wirklich? Als Erstes ist festzustellen, dass der Verkehr nicht reduziert, sondern nur verlagert wird. Wir investieren rund 900 Millionen Franken, ohne dass dabei auch nur ein Auto weniger auf den Zuger Strassen fährt. Im Gegenteil, es gilt zumeist: Mehr Strassen bringen automatisch auch mehr Verkehr, wie die Nordzufahrt in der Stadt Zug bereits gezeigt hat.

Als Zweites sollte zu denken geben, dass mit der Verkehrsverlagerung der Verkehr in heutige Wohnquartiere verlegt wird. Ihre Wohnqualität dürfte massiv eingeschränkt werden. Gleichzeitig ist fraglich, wie stark die Stadt Zug wirklich vom Verkehr entlastet wird. Im Zentrum befinden sich mehrere Parkhäuser, die auch weiterhin zugänglich sein müssen; etwa jene am Bundesplatz, in der Neustadt, an der Neugasse oder beim Casino. Mit dem Neubau des Parkhauses an der Poststrasse werden weitere 150 Parkplätze erstellt. Auch dieses muss trotz Beruhigung der Innenstadt genau durch diese Strasse erschlossen werden. Das heisst nichts anderes, als dass die Parkhäuser im Zentrum und nicht an den Eingangstoren der beruhigten Zonen der Innenstadt stehen. Von einer wirklich beruhigten Zone kann unter dieser Voraussetzung und unter der Berücksichtigung des weiter hin zirkulierenden ÖVs kaum gesprochen werden. Wenn Sie sich vom Stadttunnel erhoffen, dass die Innenstadt zu einer autofreien Piazza wird, so werden Sie leider enttäuscht werden.

Als Drittes müssen wir uns ehrlich fragen, ob das Preisschild selbst für uns Zugerinnen und Zuger nicht zu hoch ist. Laut der Regierung stehen die Finanzen des Kantons auf Rot. Sparen ist an allen Ecken angesagt. Ich bin der Meinung, dass hier eine Investition von gegen einer Milliarde keinen Platz hat. Wohin das führt, wenn in dieser Grössenordnung in den Strassenbau investiert wird, ist absehbar. Kosteneinsparungen bei Bildung, Sozialem, Kultur und anderen kantonalen Bauvorhaben sind vorprogrammiert, was auch den Handlungsspielraum der öffentlichen Hand einschränkt. Gleichzeitig würden wir eine permanent hohe Verschuldung für die kommenden Generationen zementieren. Belaufen sich doch allein schon die jährlichen Unterhaltskosten eines Tunnels auf zirka 1 Prozent der Bausumme, was in diesem Fall einige Millionen aus machen würde. Nach 30 bis 40 Jahren müssten zudem die ersten Sanierungen angegangen werden.

Aus den oben genannten Gründen geht letztendlich für mich sowie für den Grossteil der SP Fraktion das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht auf. Wir haben es uns intern allerdings nicht leicht gemacht. SP Vertretungen haben in der Vergangenheit massgeblich zur Tunnelentwicklung beigetragen und sogar dazu angestossen. Wir sind erst nach einem langen Prozess zum Schluss gekommen, trotz ausgeklügeltem Projekt und den teilweisen Lebensqualitätserhöhungen für die Innenstadt den Stadttunnel grossmehrheitlich abzulehnen.

Zari Dzaferi, SP Kantonsrat, Baar

Zari Dzaferi

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