Mehr Fehler bitte!

26. August 2013

In der Politik und im Leben ist es wichtig eine Meinung zu haben. Man soll sich entscheiden, auch auf das Risiko hin, dass es im Nachhinein eine bessere Lösung geben kann.

Leider ist das gerade in der Politik immer schwieriger geworden. Jeder Fehler wird angeprangert, es wird gnadenlos mit dem Finger gezeigt. Man empört sich über jede kleine Fahrlässigkeit. Die Bereitschaft jeden Fehler zu verurteilen, ist gross. Fast ein Null-Fehler-Terror.

Da frage ich mich manchmal schon, was sich die Ankläger erlauben? Vom jeweiligen Ton ganz zu schweigen (das wäre auch ein Thema). Was gibt ihnen das Recht zu urteilen? Womit begründen sie ihre Moral-Ansprüche? Sind sie absolut fehlerfrei? Oder gilt hier vielleicht etwa: Wer nichts macht, macht auch keine Fehler?

Fehler lassen sich prinzipiell nicht vermeiden und das hier soll auch kein Freibrief für hirn- und herzloses Handeln werden. Aber diesen Eifer, alles zu beurteilen und zu (ab-)werten, ist unwürdig. Unter anderem ist dies sicher auch ein Grund für die politische Abstinenz. Jede Partei weiss, wie schwierig es ist, zuverlässige und kompetente Personen für eine politische Kommission oder ein Amt zu begeistern. Und wenn wir unsere erfolgreiche Demokratie weiterhin leben wollen, brauchen wird die offene und faire Diskussion mit den verschiedensten Personen. Wir dürfen unser Zusammenleben nicht einigen wenigen Personen überlassen.

Irren ist menschlich und bekanntlich wird man aus Fehlern klug. Nur wer Verschiedenes ausprobiert und ab und zu auch einen Misserfolg einfährt, kann sich weiter entwickeln. Wer Verantwortung übernimmt, soll Fehler machen können und sich so verbessern. Wir brauchen Personen, die sich etwas trauen. Und wir brauchen Personen, die Fehler verzeihen können.

In diesem Sinne: Fehler sind zulässig, sonst verbauen wir uns die Chancen zum Lernen und zur Veränderung.

Jeannette Simeon-Dubach
SP-Präsidentin Walchwil