Am 14. Juni 2019 fand der zweite nationale Frauen*streik statt. Schweizweit gingen über 500’000 Frauen* auf die Strasse: für Gleichstellung, Lohngleichheit, bezahlte Carearbeit, sowie gegen sexuelle Gewalt, Diskriminierung, Sexismus.
Am Morgen streikte ich an der ETH, zusammen mit anderen Doktorandinnen und Studentinnen aus meiner Forschungsgruppe, die Stimmung war super. Danach fuhr ich für die Forderungsübergabe nach Zug. Ich war noch mit Vorbereitungen beschäftigt, als jemand kam und fragte: «Wann kommt ihr endlich, es warten schon fast hundert Frauen vor dem Regierungsgebäude». 100?! Ich hatte eher mit 50 gerechnet. Schliesslich waren fast 200 Frauen dabei, als wir das Zuger Frauenstreikmanifest mit dem Megaphon vorlasen. Die Menge jubelte nach jeder Forderung. Ich war überwältigt.
Das offene Mikrofon vor der Demo nutzten viele Frauen und teilten mit uns ihre ganz persönlichen Gründe, am Frauen*streik teilzunehmen. Die fast 500 Demonstrantinnen hatten kaum auf dem Trottoir Platz. Irgendwann drängten immer mehr auf die Strasse, sodass am Ende alle auf der Strasse liefen. Auf dem unteren Landsgemeindeplatz hatten wir Bänke und Tische aufgestellt – doch nicht alle Frauen hatten Platz, so viele waren da! Es gab Essen, Trinken, Reden, musikalische Unterhaltung und einen Poetry Slam.
Der Frauen*streik war ein unglaublich tolles Erlebnis, es war so viel Energie da, der Wille, etwas zu verändern. Doch etwas überschattet den Streik: die Busse. Die Benutzung der Strasse liessen wir nicht bewilligen, weil wir die Kosten für den Ordnungsdienst hätten übernehmen müssen, was wir uns nicht leisten konnten. Das ist auch demokratisch fragwürdig – nur wer genug Geld hat, darf auf der Strasse demonstrieren. Deshalb forderten wir die Regierung auf, die Busse zu übernehmen. Um Geld zu sammeln und die positive Energie, die am Frauen*streik da war, wieder aufleben zu lassen, veranstalten wir am 12. Dezember eine Frauen*streikbar ab 19 Uhr in der i45. Schauen Sie vorbei!
Anna Spescha, Kantonsrätin JUSO / SP