Ein zukunftsträchtiges, nachhaltiges Zug für alle

von Barbara Gysel, 21. Juli 2016

Eine Autobahn wird nicht per se umweltverträglicher, wenn sie einfach während 24 Stunden konstant befahren wird. Es ist falsch, ein Verkehrssystem einzig auf Mobility Pricing auszurichten.

Maximale Lebensqualität bei minimalem Ressourcenverbrauch: Das Konzept von «Smart City» tönt verheissungsvoll. Intelligente Verbindungen von Verkehrsinfrastruktur, Energie und Kommunikation sollen jene Innovationen ermöglichen, die für eine «postfossile Gesellschaft» unabdingbar sind, nachzulesen in der regierungsrätlichen Antwort auf die Interpellation von Andreas Etter. Smart Cities sind zwar unbestritten sinnvoll und unabdingbar, aber die Konkretisierung ist knifflig.

Ein aktuelles Beispiel: Kürzlich gaben der Bau- und der Volkswirtschaftsdirektor bekannt, dass sich der Kanton für die Mitwirkung am Pilotprojekt des Bundes zu Mobility Pricing interessiere. Bezweckt wird damit, dass jene, die zu Spitzenzeiten auf Strasse oder Schiene unterwegs sind, künftig mehr bezahlen sollen. Das ist im Grundsatz zwar interessant, weil damit externe Umweltkosten internalisiert werden können.

Allerdings sind die Vorschläge des Bundesrates schwierig: Eine Autobahn wird nicht per se umweltverträglicher, wenn sie einfach während 24 Stunden konstant befahren wird. Es ist falsch, ein Verkehrssystem einzig auf Mobility Pricing auszurichten. PendlerInnen belegen ein Auto gerade mal mit 1.12 Personen im Durchschnitt. Wirksamer und kostengünstiger könnten «Carpool-Lanes» sein, also Fahrstreifen für Fahrzeuge mit mehr als einer Person oder die Parkplatz- Priorisierung von kleinen Fahrzeugen.

Aber diese Umsetzung ist im Kanton Zug kein Pappenstiel, im Gegenteil! Wir müssen daher noch mehr ausloten, beispielsweise im Bereich Raumplanung. Andere Ansätze sind bei Arbeitgebenden durch die Förderung von Flexibilität in Bezug auf Arbeitszeiten oder Telearbeit zu finden. Das bekundete Interesse der erwähnten Regierungsräte in Ehren – aber Mobility Pricing ist trotz des umweltrelevanten Potenzials kein Wundermittel. Oder andersrum: wenn «Smart City» mehr sein soll als «alter Wein in neuen Schläuchen», müssen wir gemeinsam – Wirtschaft, Gesellschaft und Politik – weiterdenken

Barbara Gysel, Kantonsrätin, Präsidentin SP Kanton Zug, Oberwil b. Zug

 

Barbara Gysel

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