Nachdem der Zuger Bildungsdirektor Stephan Schleiss mit einer Begrenzung der Maturandenquote nicht erfolgreich war, verlangt er von der Kantonsschule einen Abbau der Stundentafel am Untergymnasium. Sein Rezept: «Mehr Freiräume für selbstständiges, eigenverantwortliches, computergestütztes Lernen.» Und man wundert sich, welche Fächer nun dafür vorgeschlagen werden: ausgerechnet Französisch und Religionskunde am Computer sitzend lernen?
Die Kantonsschulen haben den früheren Religionsunterricht schon vor Jahren zu einem modernen Bildungsfach Religionskunde fortentwickelt, in dem die Auseinandersetzung mit Religionen und Kulturen sowie damit verbundene Fragen und Debatten im Zentrum stehen. Der Orientierungsbedarf in einer globalisierten Welt ist unbestritten. Das Fach Religionskunde entspricht den Herausforderungen unserer Zeit.
Vor einem Jahr hat der Luzerner Kantonsrat nach starkem Widerstand aus der Bevölkerung jede Kürzung von Religionskunde mit grosser Mehrheit abgelehnt, nachdem in kurzer Zeit über 13 000 Unterschriften gesammelt worden waren. Der Zürcher Bildungsrat hat in diesem Jahr die Absicht erklärt, Religionskunde an den Gymnasien stärker zu verankern. Nur der Zuger Bildungsdirektor will es der Kantonsschule überlassen, das Bildungsfach Religionskunde zu schwächen. Führt das zu einer an den Anforderungen der Gesellschaft und den Bedürfnissen der jungen Generation ausgerichteten Bildung?
Hans Ruedi Kilchsperger, Walchwil