Rentenalter versus Arbeitsstellen

23. September 2014

Am vergangenen Donnerstag, 11. September 2014, fand ein von SP60+ Kanton Zug organisierter Diskussionsanlass zur Rentenreform 2020 statt. Nach der Begrüssung der ehemaligen Regierungsrätin Brigitte Profos und einer inhaltlichen Einführung von Ständerat Hans Stöckli diskutierten FDP-Regierungsrat Matthias Michel und SP-Regierungsratskandidatin Christina Bürgi Dellsperger die geplanten Massnahmen.

Steigende Lebenserwartung, alternde Bevölkerung und tiefe Zinsen: Die Rentenreform 2020 hat verschiedene Herausforderungen zu meistern. Als Informationsanlass für die Zuger Bevölkerung organisierte die SP60+ Kanton Zug deshalb eine Podiumsdiskussion, an welcher SP-Regierungsratskandidatin Christina Bürgi Dellsperger und FDP-Regierungsrat Matthias Michel über die künftige Reform der AHV diskutierten.

Ständerat Hans Stöckli aus Biel führte mit einem Referat gekonnt und lebendig ins Thema ein. Er zeigte anhand verschiedener Statistiken auf, dass die Finanzierung der AHV ohne umfangreiche Reformen düster aussieht. Sofern keine Massnahmen ergriffen werden, würden die finanziellen Mittel zur langfristigen Sicherung der AHV bis etwa 2050 weggeschmolzen sein.

Hans Stöckli beschrieb daraufhin die vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen. Neben der Erhöhung der Mehrwertsteuer ist einer der Hauptpfeiler die Erhöhung des Rentenalters der Frauen auf 65 Jahre. Auch sollen die Witwenrenten für kinderlose Frauen aufgehoben werden. Hans Stöckli beschrieb die Rentenreform 2020 als letzte Chance, um die Finanzierung der AHV doch noch langfristig sicher zu stellen. Gleichzeitig warnte er vor einer „Pflästerlipolitik“, wenn „der Stier nicht bei beiden Hörnern gepackt werde“.

Die anschliessende, von Freddy Trütsch moderierte Diskussion verdeutlichte, dass die vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen auch im Parlament zu kontroversen Diskussionen führen werden.

Christina Bürgi Dellsperger machte darauf aufmerksam, dass die Erhöhung der Mehrwertsteuer für Ausgaben des täglichen Gebrauchs die Unter- und Mittelschicht überproportional belasten würde.

Regierungsrat Michel fand es wichtig, dass AHV-Zahlende und AHV-EmpfängerInnen paritätischer an den Kosten beteiligt müssten, zumal die Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen sei. Daher sei es aus seiner Sicht auch zu hinterfragen, ob das Rentenalter sakrosankt bei 65 Jahren bleiben müsse. Die Wirtschaft sei vermehrt an flexibleren Modellen interessiert.

Mehrere Anwesende schalteten sich in die Diskussion ein und gaben auch zu bedenken, dass es heute Menschen über 50 Jahren auf dem Arbeitsmarkt einen schwierigen Stand hätten. Die Wirtschaft habe den Beweis noch nicht erbracht, dass 55-Jährige Personen tatsächlich wieder eine ihrer Ausbildung entsprechende Stelle finden würden.

Christina Bürgi Dellsperger machte darauf aufmerksam, dass eine Erhöhung des Rentenalters der Frau nur dann in Frage komme, wenn Frauen auch tatsächlich mehr in den Arbeitsprozess einbezogen würden. Lohngleichheit für beide Geschlechter, Möglichkeiten der Teilzeitarbeit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie der Wiedereinstieg in den Beruf müssen verbessert werden, sonst sei die Erhöhung des Rentenalters gerade für Frauen eine Diskriminierung.

Auch wenn die vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen unterschiedlich viel Sympathie fanden, war allen Anwesenden klar, dass Reformbedarf ansteht. FDP-Regierungsrat Michel meinte etwa, dass solche grossen Reformen nur eine Chance haben, wenn verschiedene Gruppen die Last mittragen. Maximalforderungen könnten aus seiner Sicht von keiner Seite durchgesetzt werden.

Der anschliessende Apéro wurde von ConSol Bistro, einer Einrichtung für erwerbseingeschränkte Menschen, vorbereitet und durchgeführt. Er bot eine ideale Plattform, um die angesprochenen Massnahmen nochmals zu diskutieren.

Für die SP Kanton Zug: Barbara Gysel