Fertig mit dem «Sonntagspapi» – Ja zum Vaterschaftsurlaub

14. Juni 2020

Ein Tag frei für den frisch gewordenen Papi – das ist gleichviel, wie wenn man(n) zügelt oder heiratet. So ist es gemäss heute geltendem Bundesgesetz bei der Geburt eines Kindes. Für Frauen gibt es dagegen einen Mutterschaftsurlaub von mindestens 14 Wochen. Die Schweiz ist europaweit mittlerweile das einzige Land, das weder den Vaterschaftsurlaub noch den Elternurlaub kennt. Damit sind Väter und Familien benachteiligt.

Dies wollte eine breite zivilgesellschaftliche Allianz aus über 140 Organisationen unter dem Dach des Vereins «Vaterschaftsurlaub jetzt!» ändern und lancierte eine Volksinitiative für 20 Tage Vaterschaftsurlaub. Als das Bundesparlament einen Gegenvorschlag für 10 Tage Vaterschaftsurlaub verabschiedete, zog der Verein «Vaterschaftsurlaub jetzt!» im letzten Herbst seine Volksinitiative zurück, um dem Kompromiss freie Bahn zu geben. Und so wäre ein mindestens 10- tägiger Vaterschaftsurlaub in der gesamten Schweiz schon heute Realität, wenn kein Referendum ergriffen worden wäre. Die Gegner eines Vaterschaftsurlaubs wollen den Status quo zementieren: den Sonntagspapi!

Dabei geht der Trend in eine andere Richtung: In der Bundesverwaltung existiert seit 2013 ein 10-tägiger bezahlter Vaterschaftsurlaub. In der Zuger Verwaltung sind es dagegen nur 5 Tage. Schon vor Jahren hatte die Zuger SP im Kantonsrat eine Verdoppelung auf 10 Tage gefordert. In der öffentlichen Verwaltung liegen die Städte Bern mit 4 Wochen sowie Biel, Genf, Lausanne und Neuenburg mit je 20 Tagen an der Spitze. Die – ehemaligen – Bundesbetriebe Swisscom, Post und SBB haben einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Wie sieht es bei privaten Unternehmen aus? Bei Coop sind es 15 Tage, bei Migros und Manor 3 Wochen. Im Bereich von 4 Wochen bezahlter Vaterschaftsurlaub bewegen sich die Regelungen bei Lidl, Aldi, AXA Winterthur und der Alternativen Bank. Von 60 Tagen Vaterschaftsurlaub profitieren die Mitarbeiter von Google und Ikea, von 14 Wochen bei Novartis. Aktuell am fortschrittlichsten ist die Zurich-Versicherung: Seit diesem Jahr erhalten frisch gebackene Väter bis zu 16 Wochen Vaterschaftsurlaub, wenn sie die Hauptbetreuung übernehmen. Das gilt im Übrigen auch für gleichgeschlechtliche Paare. Im Kanton Zug dürfte die Regelung bei Johnson & Johnson mit 40 Tagen Vaterschaftsurlaub am weitesten gehen. Solche fortschrittlichen Regelungen von grossen Unternehmen sind ein wichtiges Signal. Aber die Schweiz ist ein KMU-Land. Viele kleine Betriebe können sich einen eigentlichen Vaterschaftsurlaub nicht leisten. Das führt zu einer Zweiklassengesellschaft mit unterschiedlichen Sozialleistungen, je nach Betrieb und Job.

Die familiären Betreuungsaufgaben unter der Woche sind ungleich verteilt. Für viele Frauen ist das frustrierend. Sie haben eine lange Ausbildung hinter sich und müssen letztlich dann doch zurückstecken, weil unsere Strukturen immer noch am männlichen «Haupternährer» orientiert sind. Aber auch immer mehr Männer sind damit unglücklich. Ein Vaterschaftsurlaub ist familienfreundlich, fördert die Vater-Kind-Beziehung, entlastet die Mutter und ist ein Zeichen, dass die Gesellschaft väterliche Familienarbeit wertschätzt. Gerade während der Corona Zeit hat sich gezeigt, wie wichtig die Betreuungsarbeit ist und dass Väter dabei eine zentrale Rolle spielen (können).

Am 27. September gelangt das Referendum über einen 10-tägigen Vaterschaftsurlaub zur Abstimmung. Mit Ihrem Ja schaffen Sie eine faire Regelung für alle Väter, Mütter und Kinder.

Rupan Sivaganesan, Kantonsrat SP, Stadt Zug