826 Menschen waren im Dezember im Asylprozess

2. Februar 2017

Gerade mal 0.7 Prozent der Menschen im Kanton Zug standen im letzten Dezember im Asylprozess: In Zug waren es im letzten Dezember 826 Menschen bei einer Wohnbevölkerung von knapp 123’000 Personen. Viel oder wenig?

Global gibt es aktuell so viele Flüchtlinge wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Das Kapitel der Flüchtlinge im Zweiten Weltkrieg war kein sehr ruhmreiches für unser Land. Später hat die Schweiz nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in Ungarn 1956 grosszügig ungarische Flüchtlinge aufgenommen. Dann kamen 1959 die Tibeter, Tschechoslowaken, Chilenen, Südostasiaten und polnische Flüchtlinge. Seit Beginn der 1980er-Jahre kamen Asylsuchende vorwiegend aus Sri Lanka, aus der Türkei, dem Balkan, dem Irak und aus diversen afrikanischen Staaten in die Schweiz. Und die einstige relative Offenheit der 1950er- und 1960er-Jahre – damals gab es breite Solidaritätsaktionen und -demonstrationen mit den ungarischen oder tschechischen Flüchtlingen – hat sich dann gewandelt in eine weit verbreitete Misstrauensstimmung.

Aus dem Flüchtling ist ein «Asylant» geworden. Und dieser leider oft zur Zielscheibe von politischer Hetze, von persönlicher Diskriminierung und zuweilen sogar von brutaler Gewalt. Leider auch in unserem Kanton: Am 20. Mai 1989 wurde ein junger Tamile von Anhängern der rechtsextremen Patriotischen Front durch die Zuger Altstadt verfolgt und spitalreif geschlagen. Am 4. November 1989 stürmte die Patriotische Front das Durchgangsheim Steinhausen. Ihre Anhänger verübten in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren Anschläge auf mehrere Asylsuchende und Asylheime. Das ist heute zum Glück nicht mehr so, auch wenn die Diskussionen etwa ums Waldheim nicht vergessen sind.

Früher zeigte sich Zuger Solidarität eindrücklich bei der 1986 gegründeten Asylbrücke Zug. Heute zeigt sie sich weiterhin auch bei neuen Gruppen, etwa vorbildlich bei der IG Gubel. Und die neue Aktionsgruppe «FRW Interkultureller Dialog» vereint derzeit etwa 130 Freiwillige. Eindrücklich!

Barbara Gysel, Präsidentin SP Kanton Zug und Vorstand Asylbrücke Zug