Den Flickenteppich zusammennähen

von Zari Dzaferi, 15. April 2015

Ich begrüsse, dass sich der Kanton Zug dem Lehrplan 21 anschliesst. Er übernimmt damit Verantwortung und trägt dazu bei, den schweizerischen Flickenteppich im Bildungsbereich zusammenzunähen.

26 verschiedene Schulsysteme mit 26 verschiedenen Lehrplänen in unserem kleinen Land machen nicht nur Kindern und Lehrpersonen das Leben schwer, wenn sie umziehen. Sie kosten wegen Doppelspurigkeiten auch extrem viel Geld, das in der Bildung sinnvoller eingesetzt werden kann. Letztendlich widersprechen sie auch der Chancengleichheit, zumal die Schülerinnen und Schüler je nach Kanton unterschiedliche Lernziele erreichen müssen und dementsprechend gefördert werden.

Hier war Verbesserungspotenzial offensichtlich, weshalb im Mai 2006 auch 86% der Schweizer Bevölkerung den revidierten Bildungsartikel 62 annahmen. Dieser bildet die Grundlage für Harmonisierungsbemühungen im Schweizer Bildungswesen.

Um sich auf einen gemeinsamen Lehrplan zu einigen, musste man jedoch auch bereit sein, Macht abzugeben und mit anderen Kantonen zusammenzuarbeiten. Es ist klar und verständlich, dass dies immer ein schwieriges Unterfangen ist. Insbesondere im Bildungswesen, wo sehr viele Interessensgruppen & Werteinstellungen aufeinanderprallen. Schliesslich ist die Schule ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Neben dieser ideologischen Auseinandersetzung, war es ein schwieriges Unterfangen, die Inhalte und Ziele von 20 verschiedenen Lehrplänen zu einem einzigen zusammenzuführen. Schliesslich galt es hunderte von Seiten Papierberge zu vereinheitlichen.

Dementsprechend ist der nun vorliegende Lehrplan als grosser Meilenstein zu würdigen. Insbesondere hervorheben möchte ich, dass im Lehrplan 21 mit der Orientierung an Kompetenzen das Anwenden von Wissen höher bewertet wird, als das reine Faktenwissen. Sinnvoll finde ich auch, dass Mindestansprüche und Orientierungspunkte festgelegt wurden. Mit den harmonisierten Unterrichtszielen wurde somit eine Grundlage geschaffen, an welcher sich die teilnehmenden Kantone richten können. Gleichzeitig lässt der Lehrplan 21 Spielraum offen, um auf kantonale Bedürfnisse einzugehen.

Entscheidend ist nun, dass der Lehrplan 21 auch in der Praxis so umgesetzt werden kann, wie er auf Papier formuliert wurde. Dafür müssen die Anliegen aller Direktbeteiligten, insbesondere der Lehrkräfte, berücksichtigt werden. Ferner müssen auch genügend Ressourcen gesprochen werden, damit der Lehrplan 21 nicht zum Papiertiger wird, sondern auch in der Praxis funktioniert.

Zari Dzaferi, SP-Kantonsrat, Sekundarlehrer

Zari Dzaferi

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