1:12-Initiative: Grenzenlose Selbstbedienung

30. Juni 2013

Kolumne von Markus Jans, Zuger Woche vom 3. Juli 2013

1:261 / 1:238 / 1:225 / 1:219 / 1:195 Nein, das sind keine Hockey- oder Handballresultate. Es sind auch keine Minuten und Sekunden und schon gar keine Bestzeiten von Sportlern. Es sind die Lohnvergleiche zwischen den Höchst- und Tiefstlöhnen bei Unternehmen wie Roche, Nestle, ABB, Novartis und Lindt & Sprüngli. Verdient eine Reinigungshilfe bei der Roche CHF 3‘000.00 Franken pro Monat, verdient ihr oberster Chef Severin Schwan (CEO) im gleichen Monat 783‘000.00 Franken. Ist seine Arbeit so einzigartig und wertvoll, dass sich dieser Lohn rechtfertigt? Ich meine, nein. Die Löhne der 15 internationalen Topbankern sind im Schnitt im Jahr 2012 um weitere 10 Prozent gestiegen. Die ungebrochene Selbstbedienungsmentalität von gewissen Abzockern sogenannten CEO ist erschreckend. Noch erschreckender aber ist, dass sie die Bodenhaftung völlig verloren haben und im Glauben sind, dass sie solche Managerlöhne verdient hätten.

Damit sich die Schere von Managerlöhnen zum Fussvolk nicht noch weiter öffnet, braucht es klare politische Antworten. Gewerkschaften und linke Gruppierungen wie die SP haben dazu glaubwürdige Alternativen. In erster Linie denke ich an die 1:12 Initiative. Diese will innerhalb einer Firma den Höchstlohn auf den zwölffachen Betrag des Tiefstlohnes beschränken. Damit würde sich, um bei obigen Beispiel zu bleiben, der Höchstlohn von Herrn Schwan bei Roche auf 36‘000 Franken pro Monat beschränken. 36‘000.00 Franken wäre aus meiner Sicht ein anständiges Salär für einen Manager in dieser Position. Eine Bundesrätin, ein Bundesrat verdient als höchster Magistrat, als höchste Magistratin der Schweiz auch nicht mehr. Die Abzockerinitiative konnte ihre Wirkung noch nicht entfalten, auch moralisch nicht, da sie in den nächsten Monaten auf Gesetzes- und Verordnungsstufe noch umgesetzt wird.

Die 1:12 Initiative steht vor der Tür. Sie birgt schon jetzt einigen Zündstoff in sich und die Manager tun gut daran, wieder Boden unter den Füssen zu finden, ansonsten sie hart landen werden.