Seufzer beim Ausfüllen der Steuererklärung

3. April 2013

Kolumne in der Zuger Woche vom 3. April 2013 von Hans Ruedi Kilchsperger

Wenn die Pflicht der Steuererklärung ansteht, bin ich schwer erträglich. Meine Familie pflegt mich in diesen Stunden als Objekt der Schonung zu betrachten … Da fehlt ein Beleg, dort eine Angabe. Was kann man unter jener Rubrik schon wieder für Abzüge geltend machen? Das Ausfüllen der Steuererklärung kostet mich jedes Mal Nerven!

Dass Staat und Gemeinden ihre Aufgaben zeitgemäss erfüllen, liegt im ureigenen Interesse der Einwohnerinnen und Einwohner. Es mag in der öffentlichen Verwaltung und Tätigkeit bei manchen Projekten, insbesondere Bauten, gewiss Sparpotential geben. Dass die öffentliche Hand – der wirtschaftlichen Entwicklung entsprechend – modernisiert und ausgerüstet wird, ist ebenso wichtig, um für sichere und klare Rahmenbedingungen zu sorgen, Wirtschaftsinteressen reicher Oligarchen entgegenzutreten, die Beteiligung Junger und Älterer am Erwerbsleben zu ermöglichen, Schwächere zu schützen und die Infrastruktur lebensfreundlich zu gestalten.

Schuldenanhäufung zeigt sich auch in der Schweiz. Staats- und Bankenkrisen in Zypern und Griechenland sind nicht einmal Spitzen des Eisbergs. Bund und Kantone und selbst reiche Zuger Gemeinden leisten sich eine unnötige Verschuldung, die mit entschlossener, realistischer Steuerpolitik zu vermeiden wäre.

Die Schwäche der europäischen Währung und die künstliche Stärke des Schweizer Frankens sind kein Naturgesetz. Mit dem überlebten Mythos Bankgeheimnis trägt die Schweiz zu Finanzabfluss und Steuerhinterziehung in vielen Ländern bei. Die Stärke jedes Staates beruht auf der Verpflichtung der Bürgerinnen und Bürger. Wir brauchen Steuerpflicht und Steuergerechtigkeit, weil wir einen leistungsfähigen Staat demokratisch bestimmen und finanzieren wollen.

Beim Stöhnen über der Steuererklärung hoffe ich geradezu, dass die Kontrolle über die Steuerpflicht wie über die öffentlichen Ausgaben, auch über Abgaben und Verwaltung der Sozialwerke (AHV, Pensionskassen usw.), kompetent, gründlich und gewissenhaft wahrgenommen wird!

Seufzer beim Ausfüllen der Steuererklärung. Kolumne Zuger Woche, 3. April 2013