Im Jahr 2016 sind nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks mit über 5000 Personen im Mittelmeer mehr Menschen gestorben als je zuvor. Auch das Staatssekretariat für Migration (SEM) berichtet von 165’000 Menschen, die via Libyen nach Italien gereist sind. Hierzu gehören auch Eritreer und Eritreerinnen.
Die Zahl der Asylsuchenden aus Eritrea nimmt seit dem Jahr 2006 zu und machte im Jahr 2014 über 29 Prozent aller Asylgesuche in der Schweiz aus. Und die Flüchtlinge aus Eritrea werden immer jünger: Die Mehrheit ist zwischen 15 und 30 Jahre alt. Seit 2000 müssen alle Eritreer einen zeitlichen unbeschränkten «Nationaldienst» absolvieren und werden bei Verweigerung ohne Verfahren inhaftiert und gefoltert. Die Schutzquote der eritreischen Flüchtlinge in der Schweiz betrug gemäss Staatssekretariat für Migration 70.3 Prozent im Jahr 2015.
Diese neue afrikanische Flüchtlingsgruppe steht vor verschiedenen Herausforderungen. Eine wichtige betrifft die Integration am Arbeitsmarkt. Denn die Sozialhilfequote unter den Eritreerinnen und Eritreern beträgt hohe 86.2 Prozent. In meiner Abschluss-Bacherlorarbeit befasste ich mich mit dieser Thematik aus der Sicht der eritreischen Flüchtlinge. Das eritreische Bildungssystem orientiert sich einseitig an den Bedürfnissen des Militärs und der Politik. Die Eritreer absolvieren regulär 12 Schuljahre, wovon das 12. Schuljahr im Militärcamp bestanden werden muss, um weiter studieren zu können. Ansonsten werden die Schüler zwangsweise einem militärischen Arbeitsbereich zugeteilt.
Die eritreischen Flüchtlinge, die hier in der Schweiz angekommen sind, möchten gemäss eigenen Aussagen eine zivilgesellschaftstaugliche Berufsausbildung machen. Dazu sind Bildungsmöglichkeiten notwendig. Wie ein junger Eritreer sagt: «Wir brauchen Freiheit und Möglichkeit. » Freiheit haben sie bereits ein Stück weit gewonnen: sie sind der Fronarbeit im Militärdienst entronnen. Nun brauchen sie die Freiheit von neuen Abhängigkeiten sowie die Möglichkeit, sich im Schweizerischen Arbeitsmarkt integrieren zu können.
Rupan Sivaganesan, SP-Kantonsrat