Wir müssen uns öffnen

26. August 2015

Interview von Dany Kammüller mit Barbara Gysel, SP-Präsidentin und Ständeratskandidatin, erschienen in der Zuger Woche vom 26. August 2015

Barbara GyselBarbara Gysel, Sie haben auf diese Wahlen hin beschlossen, zusammen mit der Alternative – die Grünen Zug eine Listenverbindung einzugehen. Wer wagt mehr, die SP oder die ALG?

Dieses Mal wohl die SP mit den 16 Köpfen.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen ganz allgemein ein, zumal einer der beiden bürgerlichen Kandidaten sich zur Wiederwahl stellt und der Ständerat seit jeher in bürgerlicher Hand war?

Steter Tropfen höhlt den Stein: Irgendwann hoffen wir auf einen linken Sitz im Stöckli.

Der Fukushima-Effekt verpufft langsam in Bern. Mit welchen neuen Themen, ausser eben dem Thema Umwelt, wollen Sie die Wähler von Ihrer Person überzeugen?

Wir sind für preisgünstige Wohnungen, gegen die Kostenexplosion in den Spitälern, für höhere Sozialleistungen an die Betagten, für bessere Verkehrsbedingungen, für gerechtere Verteilung der Steuerlasten. Das steht wörtlich in der Zuger SP-Wahlzeitung von 1970 … Es geht nicht nur um Neuheiten, auch um Beharrlichkeit.

Die SP will sich als soziale Partei auch für soziale Themen einsetzen. Sie sprechen unter anderem von einer sozialen AHV. Was verstehen Sie darunter?

Die massvolle Erhöhung der AHVRenten um einen Zehntel soll allen ein würdiges Altern ermöglichen.

Sie sagen auch, die Löhne müssen steigen und die Preise sinken. Toller Slogan klingt gut. Vorschläge wie man das bewerkstelligen soll?

Steigende Löhne muss etwa Lohngleichheit bedeuten: Die Unterschiede sollen statt eines Viertels maximal fünf Prozent betragen. Tiefere Preise hiesse etwa, dass Tagesschulen und Krippen entweder zahlbar oder kostenfrei sind. Das trägt nicht zuletzt auch zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei.

Die SP sagt auch, sie sehe Zuwanderung als Notwendigkeit, Bereicherung und Herausforderung. Erklären Sie uns das näher.

Migration ist Tatsache, ob wir das nun wollen oder nicht. Sie schafft Wohlstand und Innovation. Gleichzeitig müssen wir gewährleisten, dass Menschenrechte für alle gelten und nicht einfach ein Privileg sind. Auch stossen Steuerprivilegien für superreiche Ausländer und Ausländerinnen zusehends auf Widerstand. Die Probleme lösen wir alle nicht, indem wir die Grenzen dichtmachen. Wir müssen uns öffnen.

Mit welchen Themen würden Sie Zug in Bern vertreten?

Unsere Lebensqualität ist wirklich hoch. Die Ungleichheit zwischen Nicht-Reichen und Superverdienenden ist aber enorm. Zug und die ganze Schweiz dürfen nicht zu einem Monaco verkommen. Es braucht nachhaltige Lösungen etwa im Bereich Wohnen, Mobilität und der Finanzpolitik.

Nennen Sie uns drei Gründe, warum die Zuger Sie wählen sollen.

Haben die Favoriten den Tatbeweis erbracht, dass sie sich ernsthaft für Lohngleichheit für Frauen und Männer einsetzen? Wer eine soziale Steuer- und Wohnpolitik und gesellschaftlichen Ausgleich will, hat eine Wahl. So lebt sich Demokratie.

Was schätzen Sie am Kanton Zug?

Zug soll lebenswert bleiben. Der soziale Mix muss aber stimmen, damit wir liebenswert bleiben.

Kurz und bündig:
Hobby: Fotografieren. Lieblingstier: Feldhase. Farbe: Pfauenblau. Essen: Selbstgemachte Glacé. Getränk: Kaffee, was sonst. Film: «Die Schweizermacher», 1978. Musikstil: von ABBA bis Glenn Gould. Fahrzeug: öV. Schriftsteller: Khalil Gibran. Schauspieler: Sibel Kekilli. Sportler: Sportchef vom Kantonsrat, Zari Dzaferi.