Menschen mit Migrationshintergrund in der Schweizer Politik krass untervertreten

9. November 2018

An der Tagung „Mobilisierung von Menschen mit Migrationshintergrund für die Schweizer Politik: Wer ist dafür verantwortlich?“ in Bern, am 09.11.18 wurde die Chancen und Herausforderungen umfassend betrachtet.

Rupan Sivaganesan, Kantons- und Gemeinderat Zug, Koordinator Gewählte Stimme
Rupan Sivaganesan, Kantons- und Gemeinderat Zug, Koordinator Gewählte Stimme

„Migrantinnen und Migranten sind in der Politik krass untervertreten“ sagt Rupan Sivaganesan, Kantons- und Gemeinderat im Kanton Zug. „Obwohl rund 40% der Bevölkerung der Schweiz einen Migrationshintergrund haben, sind wir nur wenige Prozent der Ratsmitglieder auf allen politischen Ebenen.“

Beim Podium zur Rolle der Medien haben Prof. Bonfadelli sowie Bundeshausjournalisten von NZZ, Tages Anzeiger und Republik bestätigt, dass die Stimmen der Migrant_innen im Journalismus weitgehend fehlen und dass die Berichterstattung zu Migrationsthemen oft negativ besetzt ist. Ein Grund dafür ist, dass eine leicht erreichbare, fachlich qualifizierte, koordinierte Dachorganisation für Migrant_innen und ihre Anliegen fehlt. Weiter gibt es nicht viele nationale Politiker_innen mit Migrationshintergrund – und die wenigen dieser Ratsmitglieder wollen und sollen auch nicht nur zu diesen Themen auftreten, wie Nationalrätin Sibel Arslan an der Tagung bestätigte.

Bei vielen Migrant_innen ist wichtig, ob im Elternhaus politische Themen am Küchentisch aufgegriffen wurden und ob sie aus Ländern mit einem demokratischen System stammen, wie Prof. Nenad Stojanovic in seinem Referat aufgezeigt hat. Aber auch ein starkes Interesse für Politik ist nicht ausreichend, wenn fremd klingende Namen von den Wähler_innen gestrichen werden, wie seine Untersuchung demonstriert. Hier müssen die Parteien über die Bücher: das Elektorat mit Migrationshintergrund stellt ein riesiges, aber aktuell noch vernachlässigtes Potenzial dar, das bei nächsten Wahlen durch chancenreichere Listenplätze und faire Wahlbedingungen unbedingt stärker und aktiver einbezogen werden muss.

Im Parlament und in der Medien kommen Frauen zu Frauenfragen und Bauern über Themen, welche die Landwirtschaft betreffen, zum Wort. Wer spricht über Migrationsthemen? Die Politik, die Medien und die Migrant_innen haben eine Mitverantwortung, diese Lücke in der Schweizer Demokratie zu schliessen. Welche Rolle nehmen dabei die Zugewanderten und Einheimischen, die Parteien und die Verwaltung sowie die Vereine und Medien ein? Welche Ansätze aus der Schweiz oder dem Ausland sind vielversprechend?

Die Gewählte Stimme (GS) setzt sich dafür ein, die Präsenz der Menschen mit Migrationshintergrund und ihrer Stimmen in der Politik zu erhöhen. Nach der erfolgreichen Tagung 2015 «Ratsmitglieder mit Migrationshintergrund: Ist die Schweiz bereit?» führt Gewählte Stimme eine weitere Tagung durch.

Gewählte Stimme

„Gewählte Stimme“ ist ein politisch neutraler Zusammenschluss von aktuellen und ehemaligen kommunalen, kantonalen und nationalen Ratsmitgliedern mit Migrationshintergrund (www.gewaehlte-stimme.ch). Das Ziel ist, dass die Stimmen der Betroffenen in den öffentlichen Debatten um Migration und Integration zunehmend gehört werden. Gewählte Stimme wird von Rupan Sivaganesan (Kantons- und Gemeinderat Zug) koordiniert. Des Weiteren gibt es eine Steuergruppe, bestehend aus Ratsmitgliedern aus verschiedenen Kantonen, und ein Sekretariat, welche von NCBI Schweiz (www.ncbi.ch) geleitet wird.

Weitere Informationen (d/f) unter:
www.gewählte-stimme.ch/aktuell/

Kontakt:
Ron Halbright, Sekretariat GS, ron.halbright@gewählte-stimme.ch, 076 490 10 50
Rupan Sivaganesan, rupan.sivaganesan@gewählte-stimme.ch, 079 911 22 22; Koordinator Gewählte Stimme, Stimme der gewählten MigrantInnen für alle