Damit die Erwerbsintegration von Flüchtlingen schneller und nachhaltiger gelingt, lancierte der Bundesrat Ende 2015 ein vierjähriges Pilotprogramm. Motivierte anerkannte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene werden in der Praxis geschult und für den Schweizer Arbeitsmarkt fit gemacht.
Mit den Vorlehren oder sogenannten Integrationsvorlehren will der Bundesrat das Potenzial dieser Arbeitskräfte besser ausschöpfen und damit auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Migration kann also auch als Potential und nicht nur als Bedrohung angesehen werden. Gemäss UNO waren 2015 weltweit über 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Flüchtlinge sind das „Resultat“ von Verfolgung, Konflikten, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen, aber auch von ökologischen Auswirkungen und ökonomischer Perspektivlosigkeit. Längst nicht alle überleben ihre Flucht. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) schätzt, dass weltweit in diesem Jahr bisher rund 4’000 tote Flüchtlinge gezählt worden.
Seit 2014 wächst die Zahl der Asylsuchenden auch in der Schweiz, 2015 reichten fast 40‘000 Personen ein Asylgesuch ein. Aber anders als in anderen Ländern blieb das von manchen erwartete „Asylchaos“ aus. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) korrigierte auch dieses Jahr Hochrechnungen herunter. Trotzdem: die Schutzquote in der Schweiz beträgt rund 60 Prozent. Diese Personen werden also dauerhaft in der Schweiz bleiben.
Flucht hat globale Ursachen, aber auch lokale Auswirkungen. Weder die Schweiz noch der Kanton oder die Stadt Zug sind Inseln. Die Neustrukturierung des Asylbereichs auf Bundesebene soll 2019 in Kraft treten. Sie bringt ein beschleunigtes Asylverfahren, das in maximal 140 Tagen abgeschlossen sein sollte. Dann werden Flüchtlinge mit einem positiven Bescheid oder vorläufige aufgenommene Personen rasch auf die Kantone verteilt. Dort kann dann die Integrationsförderung rasch beginnen. Die Flüchtlinge bringen unterschiedliche Ressourcen mit. So verfügen etliche Menschen aus Syrien über einen grossen Bildungsrucksack. Deshalb ist es zentral, sie rasch in Bildung und Arbeitswelt zu integrieren. Dazu brauchen wir mehr Bildungsmöglichkeiten und einen einfachen Zugang zur Arbeitswelt.
Wegen dem demografischen Wandel, aber auch infolge der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative muss sich die Schweiz zunehmend überlegen, wie sie zu den benötigten Fachkräften kommt. Die SP-Fraktion im Kantonsrat hat dazu mehrere Vorstösse eingereicht. Auf die Frage, wie sie dem regionalen Fachkräftemangel entgegenwirkt, hat die Zuger Regierung drei Massnahmenbereiche genannt: Noch nicht ausgeschöpfte Potenziale sieht sie in der Erwerbsbeteiligung von Frauen, von älteren Arbeitskräften sowie eben auch bei Personen aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich.
Arbeitsintegration geht auch die Gemeinden an. Gerade in der Stadt Zug braucht es viele Fachkräfte. Anstatt sich über die zunehmende Arbeitslosigkeit bei Personen über 50, mangelnde Kinderbetreuungsplätze und nicht in das Arbeitsleben integrierte anerkannte Flüchtlinge zu beklagen, braucht es jetzt konkrete Massnahmen, damit all diese Gruppen besser und überhaupt am Erwerbsprozess teilnehmen können – vom Bund über die Kantone bis zu den Gemeinden.
Rupan Sivaganesan
SP GGR- Zug