Rede zum 1. Mai: Nach Annahme der Pflegeinitiative hat sich die Situation weiter verschärft

Rede zum 1. Mai von Tanja Wolleb auf dem Landsgemeindeplatz in Zug

Liebe Anwesende

Lange habe ich mir überlegt, ob ich heute hier stehen soll. Denn als gelernte Pflegefachfrau geht es mir wie einer Studierenden, mit der ich letzte Woche gesprochen habe. Sie meinte: «Was soll ich noch zur Situation in der Pflege sagen.»

Nach der Annahme der Pflegeinitiative im November 2021 hat sich die Situation noch weiter verschärft. 300 Pflegende verlassen pro Monat den Beruf und die Gesundheitsversorgung eines jeden Einzelnen ist betroffen.

Deshalb nutzte ich diese Plattform und gebe der Pflege einmal mehr eine Stimme.

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat einen externen Bericht in Auftrag gegeben. Stand Oktober 2022 hat der Kanton Zug im tiefroten Bereich abgeschnitten. Zum Beispiel kennt der Kanton Zug im Bereich Pflegeausbildung keine Pflicht. Auch gibt es neben dem bestehenden Stipendiengesetz keine gesetzlichen Bestimmungen für Unterstützung für Pflegefachpersonen im Studium. Nur um einzelne Punkte aufzuzählen.

Ab Sommer 2024 wird rund 1 Milliarde Franken für 8 Jahre vom Bund gutgeheissen. Dies jedoch nur, wenn alle Kriterien dafür erfüllt sind. Somit verlieren wir bei jeder Verzögerung Geld.

Von den Arbeitsbedingungen wird kaum gesprochen.

Es braucht heute und jetzt sichtbare Veränderungen um den Pflegenotstand zu stoppen und unsere Gesundheitsversorgung sicher zu stellen.

Deshalb fordern Gewerkschaften und der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) 5 Sofortmassnahmen.

Wir fordern:

  • Arbeitszeitreduktion bei gleichem Lohn
  • Mehr Zulagen, z.B. für kurzfristiges Einspringen, und Erhöhung der Schichtzulagen
  • Mehr Ferien mind. 5 Wochen bis 49, ab 50 dann 6 Wochen
  • Tatsächliche Arbeitszeiterfassung und Abgeltung, inkl. Umkleiden
  • Zuschüsse für familienergänzende Kinderbetreuung

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer

Setzen wir uns gemeinsam für ein sicheres Gesundheitssystem ein.

Vernetzen wir uns in Gewerkschaften und Verbänden, nicht nur in der Pflege, sondern in allen Branchen.

Gehen wir im Herbst wählen und erinnern wir uns dabei, wer sich für uns Arbeitnehmer:innen einsetzt und uns unterstützt.

Bleiben wir weiterhin sichtbar. Am 12. Mai 23, Tag der Pflege um 17.00 Uhr am Schwanenplatz in Luzern und am Frauenstreik, 14. Juni hier in Zug.

Gemeinsam für besser Arbeitsbedingungen.

Starke Gesetze für eine starke Pflege

 

Tanja Wolleb

Tanja Wolleb

Mitglied SP Menzingen

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