Zuger Woche, 15. September 2021
Heute dürfen in unserem Land Frauen nur Männer und Männer nur Frauen heiraten. Gleichgeschlechtlichen Paaren steht dagegen bloss die eingetragene Partnerschaft offen. Am 26. September können wir diesen Zustand ändern, denn dann stimmen wir über die “Ehe für alle” ab – nach acht Jahren der intensiven Diskussion.
Ich werde ein “Ja” einwerfen. Warum? Erstens lehne ich die bestehende Ungleichbehandlung ab. Eingetragenen Partnerinnen bleibt der Zugang zur Fortpflanzungsmedizin verwehrt und gleichgeschlechtliche Paare dürfen nicht gemeinsam adoptieren. Das hat zur Folge, dass die Kinder von “Regenbogenfamilien” bei einer Trennung handfeste Nachteile erleiden können. Eine Gleichstellung ist überfällig, denn wieso sollte der Staat gleich- und verschiedengeschlechtliche Paare unterschiedlich behandeln?
Zweitens werde ich mit “Ja” abstimmen, weil die Einführung der “Ehe für alle” ein wichtiges Signal darstellt. In vielen Ländern werden homo- und bisexuelle Menschen massiv und bis in den Tod verfolgt. Auch in unserem Land werden gleichgeschlechtlich liebende Menschen weiterhin diskriminiert und sind manchmal Opfer von physischen Angriffen. Solche Verhältnisse erschweren es, selbstbestimmt zu leben. Eine der Folgen ist auch die stark erhöhte Suizidgefahr bei homo- und bisexuellen Jugendlichen. Mit solchen Bedingungen kann ich mich nicht abfinden.
Eigentlich wissen wir in der Schweiz doch seit langem, wie wichtig es ist, Minderheiten zu respektieren. Und wir sollten uns auch beim Eherecht von diesen Erfahrungen leiten lassen. Und lass uns von den Erfahrungen anderer lernen, denn mittlerweile kennen fast alle westeuropäischen Staaten die gleichgeschlechtliche Ehe – selbst das gerne als erzkatholisch bezeichnete Irland. Es zeigt sich: Die Gleichstellung im Eherecht trägt zur gesellschaftlichen Anerkennung von gleichgeschlechtlich liebenden Menschen bei.
Ein “Ja” ist ein “Ja” zu mehr Gleichberechtigung. Zu mehr Selbstbestimmung. Zu einer freien Gesellschaft, in der auch Männer Männern und Frauen Frauen das Ja-Wort geben dürfen.
Rupan Sivaganesan
SP Kantonsrat Zug