Jakobs Notizen: Kein Stadttunnel für Zug

Plan Stadttunnel Zug, 2015Für 900 Mio. Franken soll ein vierarmiger Tunnel, der sich im unterirdischen Kreisel trifft, den Verkehr um den Zuger Stadtkern führen.

Gastbeitrag aus Hochparterre
Text: Köbi Gantenbein / 29.05.2015 13:40

In Stadt und Kanton Zug tut sich Sonderbares. Hier glauben Regierung, Parlament und die bürgerlichen Parteien, dass man mit einem pharaonischen Projekt den Autoverkehr bändigen
könne, der die Stadt plagt, ja ab und zu erstickt. Von allen Seiten fahren die Autos in das Städtchen. Die einen zwängen sich durch sie hindurch, die andern steuern auf einen der zahlreichen Parkplätze über und unter der Erde zu. Bin ich in Zug, denke ich, ich sei in Barcelona, wo es in den Stosszeiten ähnlich zu und her geht.

Für 900 Mio. Franken soll nun ein vierarmiger Tunnel, der sich im unterirdischen Kreisel trifft, den Verkehr um den Stadtkern führen. Ein Wunderwerk des Tiefbaus für eine Verkehrspolitik aus dem letzten Jahrhundert. Während man weit herum schmerzlich gelernt hat, dass jede Verbesserung der Strasse fürs Auto nur den Verkehr antreibt, glaubt man in Zug noch andersherum. Und begleitet diesen Glauben natürlich mit begleitenden Massnahmen und schönen Bildern von Flaniermeilen und Strassenkaffees, von Langsamverkehr und Familienzonen. Viele dieser Ideen stehen in den Sternen. Der Tunnel aber wird wie ein Schwamm auf Autos wirken: Wie zügig geht es doch unter der Stadt von der einen auf die andere Seite vorwärts und wer will, kann beim Kreisel abzweigen und ist schon im Shoppingzentrum. Nur, irgendwo müssen die Autos ja unter die Erde tauchen und das passiert nicht draussen im Wald, sondern an der Gubel-, Aegeri- und Artherstrasse in der Stadt.

Zug ist nur ein Beispiel für einen eindrücklichen Zeitgeist, der vor allem noch die bürgerliche Verkehrspolitik beatmet. Man meint mit grossen technischen Massnahmen ein wachsendes Problem bekämpfen zu können. Dabei haben vor allem die Menschen in den Städten gelernt, dass angenehmes städtisches Leben nur mit Verkehrssparen zu haben ist. Kurz: Man sollte auch in Zug aufhören, den Lebens- und Stadtraum – und der reicht in Zug ja weit über die Grenze der Stadt hinaus – für Autos attraktiver zu machen. Statt ein Riesenprojekt wäre es auch in Zug gescheiter, kleinere und sanftere Vorhaben politisch voranzutreiben, um nur schon den Zielverkehr in die Innenstadt zu besänftigen. Das heisst zum Beispiel Road Pricing, Parkplätze reduzieren und die Parkgebühren so anheben, bis Kostenwahrheit gilt. Und wer wissen will, was man mit den 890 Mio. in der Verkehrspolitik gescheiter anstellen kann, der besuche www.890millionen.ch, eine Website voll sprudelnder Ideen von Bürgerinnen, Planern und Stadtfreunden.

Am 14. Juni schauen wir also gespannt nach Zug. Und hoffen, der gesunde Menschenverstand und das kleine ABC der Ökomomie setze sich gegen die Idee durch, den Verkehr mit Beton zu bekämpfen und ihn dabei zu fördern. Oder wie mein Freund Benedikt Loderer sagen würde: Hört auf, die Trunksucht mit Zuger Kirsch zu bekämpfen!

 

  • www.890millionen.ch
    Viel Geld liegt im Kanton Zug bereit – 890 Millionen Franken. Geld für ein grosses Projekt oder viele kleine Projekte. Haben auch Sie Wünsche oder Ideen für den Kanton Zug? Die Anträge können ab sofort auf diese Homepage gestellt werden.

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