Alois Gössi’s Zuger Notizen zur Kantonsratssitzung vom 10. Dezember 2009

Wiedereinführung von Noten ab der 2. Primarklasse
In unseren Primarklassen gibt es erst ab dem 2. Semester der 4. Primarklasse Noten. Der CVP-Kantonsrat A. Hausheer wollte nun, dass es bereits Noten ab der 2. Primarklasse gibt. Der Regierungsrat war hingegen nur bereit, Noten neu ab der 4. Klasse wieder einzuführen. Heute werden sowohl Fach- wie auch Methoden-/Lern-, Sozial und Selbstkompetenzen der Schülerinnen und Schüler laufend bewertet, dokumentiert und im Rahmen von Beurteilungsgesprächen mit den Erziehungsberechtigten erläutert. Dies sollte gemäss dem Motionär weiterhin der Fall sein, aber einfach zusätzlich begleitet mit Noten neu ab der 2. Primarklasse. Es wurden sehr viele Voten gehalten zu diesem Traktandum. Falls die Sprechenden aus dem näheren oder weiteren Umfeld der Schule kamen, waren die Votanten klar und dezidiert gegen die Wiedereinführung von Noten ab der 2. Primarklasse, alle anderen, die “Nichtfachleute” waren jeweils für Noten ab der 2. Primatklasse. Dies mit der einzigen Ausnahme vom CVP-Kantonsrat A. Huwyler, der auf die Meinungen der Fachleute verwies. Ich stimmte gegen die Wiedereinführung von Noten ab der 2. Primarklasse. Die SP-Kantonsrätin Christina Huber drückte es aus: Ziffernoten ist auch eine Selektionsform, dies ist jedoch noch nicht nötig in den ersten Schuljahren. Und schlechte Noten können und sind auch demotivierend Gute Noten bilden jedoch keine innere Motivation für weitere gute Leistungen, wie Forschungsergebnisse zeigten. Von anderen Votanten würde unter anderem erwähnt,

• dass auch Wettbewerb in der Schule ab der 2. Primarklasse nicht schadet
• ein Rückschritt in die pädagogische Steinzeit droht bei Noten ab der 2. Primarklasse
• die PISA Spitzenreiter aus Skandinavien kommen und beispielsweise Schweden kennt Noten erst ab der 8. Klasse!
• Smiley’s seien in der 1. Klasse als Übergangslösung vom Kindergarten noch angebracht seien, aber danach zwingend Noten kommen müssten
• die Noten machen Sinn als Selektionsmöglichkeit für den Übertritt in die Oberstufe, aber nicht früher
• Noten: Gefahr, dass man nur fordert und nicht mehr fördert
• Eine Rückkehr zu den alten Ziffernoten löst kein einziges Schulproblem
• Macht Euch/Euren Kindern ein Weihnachtsgeschenk: führt ja nicht die Noten in der 2. und 3. Klasse ein
• Das Gedankengut der Alt-68 er komme hier bei der Diskussion zur Wiedereinführung der Noten ab der 2. Primarschule zum Tragen, dies befürchtete mindestens der SVP Kantonsrat F. Häcki. Aber die allermeisten Kantonsräte waren dazumal noch nicht geboren/trugen Windeln/oder gingen selber in die Primarschule (Für mich ein typischer Rundumschlag von F. Häcki: markige Worte mit wenig Substanz).

Schlussendlich wurde die Wiedereinführung von Noten in der 2. Primarklasse äusserst knapp mit 38:37 Stimmen abgelehnt. Die SVP denkt schon mehr oder weniger laut darüber nach, zu diesem Thema eine Kantonale Initiative zu starten. Erfolgschancen hätte sie, dies auch gemäss den Diskussionen zwischen Fach- und Nichtfachleuten im Kantonsrat sowie dem knappen Ergebnis. Es sind populäre Forderungen (Wettbewerb schon in der 2. Primarklasse/Leistung soll sich lohnen/Gedankengut von Alt-68 er zu notenfreien Schulen/Noten haben uns Erwachsene auch nicht geschadet etc,), die sich leicht verkaufen lassen!

Das Spezielle

Ich erlebte das erste Mal eine Abstimmung mit Namensaufruf. Dies ging nicht ohne Tücken vor sich. So wenn sich 2 Frauen des Geschlechts Landtwing, aber aus unterschiedlichen Ortschaften, bemüssigt fühlen, beim ersten Namensaufruf ihre Abstimmungsverhalten kundzutun. Oder wenn ein CVP-Kantonsrat aus Unterägeri, der gegen die Einführung der Noten ab der 2. Klasse war, und dies in einem beherzten Votum auch kundtat, dann für Noten ab der 2. Klasse stimmte, und nur dank den vielen Zwischenrufen sein Abstimmungsverhalten änderte. Aber gar keine genügenden Noten erhielten, falls es Noten geben würde, diejenigen, die die Abstimmungsresultate zählten. Vorsichtshalber waren dies unsere 2 gewählten Stimmenzähler, der Bildungsdirektor Patrik Cotti sowie der Protokollführer. Alle kamen zum genau gleichen Ergebnis: 38:36 Stimmen gegen die Einführung von Noten ab der 2. Klasse. Und eher peinlich war es, als der Kantonsratspräsident nachträglich das Ergebnis auf 38:37 Stimmen korrigierte! Wenigstens nur eine kosmetische Korrektur vom Abstimmungsergebnis! Und was ich auch noch gelehrt habe zu den Noten: die Fachleute sprechen hier von Ziffernoten und nicht einfach von Noten!

Alois Gössi, SP-Kantonsrat

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