Zug am Scheideweg: Wohlstand für alle oder Exklusivität für wenige?

Als Bürger und Kantonsrat habe ich Zugs beeindruckende Entwicklung hautnah miterlebt. Unser kleiner Kanton hat sich zu einem wirtschaftlichen Powerhouse gemausert, doch dieser Erfolg bringt auch Schattenseiten mit sich. Was ist der Preis dieses Wohlstands?

Unsere Tiefsteuerstrategie hat den Kanton Zug in ein Eldorado für Unternehmen und Wohlhabende verwandelt. Doch während die Staatskasse klingelt, ächzt der Mittelstand unter exorbitanten Wohnkosten. Mit durchschnittlichen Monatsmieten von 2’819 Franken – weit über dem Schweizer Mittel von 1’779 Franken – sehen sich viele gezwungen, ihren Wohnort und Lebensmittelpunkt zu verlassen. In den vergangenen zehn Jahren ist es zu einem Exodus der Einheimischen gekommen. Tausende Zugerinnen und Zuger unterschiedlicher Altersklassen haben dem Kanton deswegen unfreiwillig den Rücken gekehrt. Dieser Trend ist alarmierend und gefährdet den sozialen Zusammenhalt unserer Kollektivität.

Der Kanton Zug steht an einem Scheideweg zwischen Tradition und Moderne. Wir müssen uns fragen: Wollen wir ein exklusiver Wohnort und Steuerdomizil für Reiche sein oder ein lebendiger Kanton für alle? Die Aussage, man müsse „bereit sein, in die Peripherie zu ziehen“ wie sie jüngst von der Regierungsrätin genannt wurde, kann nicht unsere Antwort auf diese schaudernde Entwicklung sein. Es ist höchste Zeit, mutige Schritte zu wagen und den Herausforderungen unseres Kantons entschlossen zu begegnen. Es braucht eine konkrete und umfassende Wohnraumstrategie, die Genossenschaften stärkt und innovative Wohnkonzepte fördert, um verschiedene Einkommensgruppen unter einem Dach zu vereinen. Hand in Hand damit, müssen wir behutsame politische Feinjustierungen vornehmen: die im Überschuss vorhandenen Fiskalerträge sollten als wertvolle Mittel für soziale Projekte freigesetzt werde, ohne dabei unsere wirtschaftliche Attraktivität zu gefährden. Es ist unabdingbar in unsere soziale Infrastruktur zu investieren – in Bildung, Kultur und öffentliche Räume. Nur so können wir sicherstellen, dass Zug für Menschen aller Schichten ein lebenswerter Ort bleibt und seinen einzigartigen Charakter als vielfältiger und dynamischer Kanton bewahrt.

Unser Kanton hat die Chance, wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Ausgewogenheit zu verbinden. Mit Kreativität und Dialogbereitschaft können wir Lösungen finden, die Zugs Charakter als „Swissminiatur“ bewahren – ein Ort, der Weltoffenheit und Bodenständigkeit vereint.

Die Herausforderungen sind gross, aber ich bin überzeugt: Gemeinsam können wir Zug zu einem Vorbild machen – einem Kanton, der wirtschaftliche Stärke und soziale Fairness in Einklang bringt.

Drin Alaj
Kantonsrat Zug
Co-Präsident SP Kanton Zug

 

ZugerZeitung, Online, vom 19. Oktober 2024

Drin Alaj

Drin Alaj

Kantonsrat Zug, Gemeinderat Cham, Co-Präsidium SP Kanton Zug

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