ÖV-Situation Walchwil ab Dezember 2020

Die Bauarbeiten der SBB an der Strecke Zug-Arth-Goldau schreiten voran. Voraussichtlich auf den Fahrplanwechsel im Dezember 2020 tritt damit in Walchwil ein neues Regime für den öffentlichen Verkehr in Kraft.

Der Gemeinderat und die federführende Abteilung „Infrastruktur/Sicherheit“ setzen sich bei den zuständigen Ämtern auf kantonaler Ebene seit geraumer Zeit für gute Lösungen ein. Sie werden dabei unterstützt und beraten von der „AG ÖV Walchwil“, in welcher die Parteipräsidenten der CVP, der SVP und der SP Einsitz haben.

Nun herrscht im Dorf eine gewisse Unruhe, weil die SVP mit einer Petition (begleitet vom Informationsblatt für alle Haushaltungen) suggeriert, dass Walchwil massive Verschlechterungen hinnehmen müsse und dass sich der Gemeinderat zu wenig für die bisherige Lösung einsetze. Zuletzt trat auch noch die „IG Bus“ vom „Frohen Alter Walchwil“ auf den Plan und engagierte sich namens der SeniorInnen für die Anliegen der Petition.

Während die Petition eine direkte Busverbindung nach Zug und nach Arth-Goldau fordert, sieht die „IG Bus“ die Priorität bei der umsteigefreien Busverbindung nach Zug.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Fakten auf:

Hinweis: bei den aufgezeigten Verbindungen handelt es sich um eine summarische Übersicht, Abweichungen im Tages-/Wochenverlauf werden nicht dargestellt.

 

Es wird ersichtlich, dass

  1. Richtung Arth-Goldau mit dem Verzicht auf die Linie 21 ein markanter Abbau stattfindet
  2. die S1 beide Walchwiler Haltestellen mit einem durchgehenden ½-Stunden-Takt bedient
  3. die Linie 5 nur noch stündlich verkehrt
  4. die Linie 5 nur noch bis Oberwil verkehrt, wo aber ein Umsteigen auf S-Bahn und Linie 3 möglich ist.

 

Wie bewertet die SP Walchwil die neue Situation?

zu 1: Der Abbau wird sehr bedauert. Gemeinde und Kanton haben sich intensiv um eine Weiterführung der Linie 21 bemüht. Trotz Unterstützung aus Arth war der Kanton Schwyz nicht zu einer finanziellen Unterstützung bereit. Der Schaden hält sich gemäss „IG Bus“ offenbar in Grenzen.

zu 2: Diese Änderung wird begrüsst. Sie wird ihre volle Wirkung erreichen, wenn die Areale entlang der Oberdorfstrassen bebaut werden.

zu 3: Angesichts der erwarteten Nachfrage ist die Reduktion des Taktes für die SP Walchwil grundsätzlich nachvollziehbar. Erfreulicherweise hat der Gemeinderat erwirkt, dass ernsthaft über die Beibehaltung des ½-Stunden-Takts verhandelt wird.

zu 4: Weil der Bund die Strecke nach Zug mit der S-Bahn als genügend erschlossen erachtet, hat er die finanzielle Unterstützung für die Buslinie gekappt. Der Kanton Zug ist aus Kostengründen grundsätzlich nicht daran interessiert, die sehr gute Erschliessung durch die S-Bahn mit einer Busverbindung zu konkurrenzieren. Strategisch schwächt das den Anspruch der S1 auf das Schienennetz, wenn dereinst ein Ausbau der überregionalen Bahnverbindungen geplant würde.
Dennoch: Der Kanton anerkennt die Bedürfnisse des Quartiers St. Adrian und der Wohngebiete entlang der Zugerstrasse (und wohl auch des Quartiers Rebmatt in Oberwil) auf eine regelmässige Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Allerdings ist ein Umsteigevorgang in Kauf zu nehmen.
Die SP Walchwil kann diese Begründungen nachvollziehen und erkennt auch Vorteile darin: Das Umsteigen in Oberwil ermöglicht einerseits mit dem Umstieg auf die S-Bahn eine gute Verbindungsqualität zum überregionalen Verkehr. Anderseits kann mit dem Umsteigen von Niederflur-Bus zu Niederflur-Bus das dichte Haltestellen-Netz bis Zug vollständig genutzt werden. Umsteigen ist im öffentlichen Verkehr eine ganz alltägliche – wenn auch nicht bequeme – Situation; z.B. haben die Bewohner von Neuheim und grosse Teile von Hünenberg im Gegensatz zu Walchwil keine umsteigefreie Verbindung nach Zug.
Aus ökologischer Sicht ist es nicht effizient, zwei vermutlich relativ schwach besetzte Busse hintereinander von Oberwil nach Zug verkehren zu lassen. Die SP Walchwil wertet in diesem Fall den ökologischen Nutzen höher als den Reisekomfort. Die frei werdenden finanziellen Mittel generieren mit dem möglichen ½-Stunden-Takt für die Linie 5 einen echten Mehrwert, indem auf Termine möglichst zeitgenau angereist werden kann.

Die SP Walchwil bedankt sich beim Gemeinderat und den zuständigen Ansprechpartnern von Kanton und ZVB, dass in zähen aber konstruktiven Verhandlungen für Walchwil eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr erreicht wurde.

Die SP Walchwil kann die Anliegen der SVP-Petition nachvollziehen, kommt aber bei nüchterner Analyse zu einer anderen Bewertung. Sie bedauert ausdrücklich den rüden Ton der SVP in ihrem Informationsblatt, der auch nicht zu rechtfertigen wäre, wenn die Situation so schlimm wäre, wie sie durch die SVP dargestellt wird.

 

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