In den USA folgte ich dieses Jahr den Spuren von Amischen und Mennoniten. Sie wurden in der Schweiz als „Wiedertäufer“ über Jahrhunderte verfolgt, vertrieben oder gar hingerichtet. Viele mussten auswandern: nach Deutschland, in die Niederlande und schliesslich nach Amerika. Es war eindrücklich, dort Menschen zu begegnen, deren geschichtliche Erinnerung an die Verfolgung durch die Schweizer Obrigkeit bis heute wach gehalten wird!
Erst im Jahre 2004 wurde es möglich, in Zürich eine Gedenktafel für die in der Limmat ertränkten Täufer zu errichten, nachdem dies die Behörden im 20. Jahrhundert noch verweigert hatten. Erstaunlich ist die Verbundenheit ihrer Nachfahren mit der Schweiz. In Amerika haben sie gefunden, was ihnen in der Schweiz verwehrt blieb: Freiheit und Recht auf ihre eigene Lebensart und ihren Verzicht auf Assimilation.
In den Sommerferien waren wir in Bosnien zu einer fröhlichen und feierlichen muslimischen Hochzeit eingeladen. Nirgendwo im Ausland habe ich mehr Autos mit Zuger Nummernschildern gesehen. Mit Grund hat Zug eine Städtepartnerschaft mit Kalesija geschlossen. Viele Bosnier sind wegen des Krieges nach Zug gekommen, so dass es Verbindungen gibt. Beeindruckt hat mich, wie junge Leute stolz und selbstbewusst ihren Platz in der Schweiz gefunden haben und ihre Verbundenheit mit der Heimat ihrer Eltern aufrechterhalten. Unterwegs konnte man immer wieder Jugendliche unter sich oder Mütter mit ihren Kindern im Supermarkt Schweizerdeutsch sprechen hören. Manche haben ausser der Sprache auch das Schweizer Bürgerrecht angenommen und unverkennbar die Mentalität. Sie tragen zur Ausstrahlung der Schweiz bei und sind ein Potential für die Zukunft.
Neben nicht bestreitbarer Diskriminierung von Ausländern und Minderheiten hat die Schweiz auch beachtliche Integrationsleistungen ermöglicht.
Die SP Schweiz stellt sich auf ihrem Parteitag in Lugano dem heissen Thema Migrationspolitik. Bevölkerungszunahme und Migration sollte man nicht verklären; es gilt aufgrund von Tatsachen mit Weitblick das Beste daraus zu machen!
Hans Ruedi Kilchsperger, SP Walchwil
