Zuger Spitalplanung skandalös

Nach Veröffentlichung der Zuger Spitalliste und den darin geplanten Änderungen entfacht sich starker Widerstand dagegen. Dies zurecht. Denn mit den Absichten der Zuger Gesundheitsdirektion hätte ein solches Vorgehen spürbare Folgen für die Gesundheitsversorgung, vor allem was Notfälle und Geburten anbelangt: und zwar nicht nur für die Region Ennetsee, sondern für den gesamten Kanton.

Zurzeit kann die Zuger Bevölkerung zwischen zwei Notfallstationen wählen: jene der Andreasklinik Cham oder die im Kantonsspital Baar. Würde der Auftrag für die Notfall- und Grundversorg wegfallen, was der Plan ist, käme es zu einem erheblichen Versorgungs- und Leistungsverlust – egal, ob es sich dabei um die Andreasklinik oder das Kantonsspital handelt.

In der Notfallstation der Andreas-Klinik werden pro Jahr über 5000 Patient:innen versorgt. Ein Wegfall dieser Versorgung würde einen Mehraufwand für das Baarer Kantonsspital bedeuten. Hinzu käme noch der Bereich Geburtenhilfe und Gynäkologie. So stellt sich die Frage, ob das Kantonsspital dieses zusätzliche Patient:innenaufkommen bewältigen kann, ohne an Qualität einzubüssen.

Wenn die Spitalliste als Steuerungsinstrument fungiert, das sowohl Grundversorgung, Qualität und Kosten lenkt, steuert die Gesundheitsdirektion mit ihrer Entscheidung in die falsche Richtung. Denn nicht nur die gesundheitliche Grundversorgung wird dadurch merklich geschwächt werden, sondern auch die Volkswirtschaft und die Bildung: Arbeits- und Ausbildungsplätze wären stark gefährdet.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, warum der Andreasklinik Leistungen entzogen werden sollen, wenn die Erbringung eben dieser Leistungen bei allen Tarifpartnern günstiger ist, als jene des Kantonsspitals. Steckt vielleicht eine Lobby dahinter?

Ferner liegt dem Kanton der «OBSAN-Bericht zur Zuger Spitalplanung 2022» für seine Entscheidung zugrunde, dem eine Bedarfsprognose mittels dreier Szenarien zu entnehmen ist. Darin wird bis 2035 von einer Zunahme des Versorgungsbedarfs um 30 Prozent gesprochen («Basisszenario»).
Dieser Trend wird bereits jetzt durch das Bevölkerungswachstum und den Anstieg der demografischen Alterung spürbar. Beide Kennzahlen lägen «für den Kanton Zug deutlich über den gesamt-schweizerischen Referenzwerten» (vgl. OBSAN-Bericht). Damit ist eindeutig mit einem Anstieg an medizinischen Leistungen – v.a. in der Grund- und Notfallversorgung – zu rechnen. Daher hoffe ich, dass die Entscheidungsträger:innen zukunftsorientiert und verantwortungsbewusst beschliessen.

Ernest Sabolotski
Co-Präsident SP Cham
Kantonsratskandidat

Beitrag teilen:

Facebook
Twitter
LinkedIn
Animation laden...Animation laden...Animation laden...

Newsfeed