Kalte-Krieg-Rhetorik?

von Barbara Gysel, 4. September 2013

Leserbrief von Barbara Gysel, Neue Zuger Zeitung vom 2. September 2013

Zu «Nein zu 10 Tagen Vaterschaftsurlaub » in der Neuen Zuger Zeitung vom 30. August

«Sozialistische Küche», etwa so antwortete am vergangenen Donnerstag ein SVP-Kantonsrat auf den Antrag, den Vaterschaftsurlaub für die kantonalen Mitarbeiter von 5 auf 10 Tage zu verbessern. Dabei hatte Kantonsratskollegin Vroni Straub in ihrem Votum einleuchtend geschildert, dass Väter ein grosses Bedürfnis haben, mit ihrem frisch geborenen Kind zusammen zu sein, und dass es die jungen Familien stärke. Als ehemalige Hebamme wisse sie das.

20 Tage Vaterschaftsurlaub
Die Stadt Bern kennt 15 Tage Vaterschaftsurlaub, ebenso die Bank Raiffeisen. Bei Mobility und der Alternativen Bank Schweiz sind es sogar 20 Tage. Verschiedene europäische Länder sind der Schweiz sowieso voraus. Sogar die Väter, die im Kanton Zug im McDonald’s arbeiten, haben es besser als die kantonalen Angestellten! Die zynische, populistische Kälte, wie Philip C. Brunner unsere linken Voten lächerlich gemacht hat, erschreckt mich. Was für eine Vorstellung steckt da im Kopf und im Herz?

Das Kind gehört auch zum Vater
Vielleicht hat die Mehrheit im Kantonsrat noch nicht gemerkt, dass die heutigen Väter ihre Kinder beim Aufwachsen erleben und begleiten wollen. Das zeigt sich auch im Sorgerecht; das Kind gehört auch zum Vater. Ein angemessener Vaterschaftsurlaub nach der Geburt ist schlicht menschlich und vernünftig.
Das Nichtgewähren eines adäquateren Vaterschaftsurlaubs leistet bestimmt keinen Beitrag dazu, die statistisch notwendige Anzahl von 2,1 Kindern pro Frau zu erreichen. Die Schweizer Volkspartei zeigte in der vergangenen Kantonsratssitzung einmal mehr, dass sie aber offenbar weder Geburtenrate und junge Familien noch Zuwanderungsströme fördert. Das stellt langfristig die Existenz der Schweizer Bevölkerung in Frage. Wenn mans zu Ende denkt, dann ist es auch ein Ade der SVP. Für eine gute Familienförderung braucht es einen ganzen Strauss politischer Lösungen. Ein verbesserter Vaterschaftsurlaub ist ein Schritt dazu.

Barbara Gysel

Barbara Gysel